Südwesttangente Feuchtwangen
Dokumentation einer Zerstörung
„Besuchen Sie den Feuchtwanger Westen, solange er noch steht“. Diese Abwandlung eines 80er Jahre-Textes ist keineswegs lustig, sondern pure Verzweiflung über die Feuchtwanger Verkehrspolitik. Der Bau von Umfahrungsstraßen mit mehr oder weniger Biotopzerstörung (vor wenigen Jahren war u. a. ein herausragendes Laubfrosch-Laichgewässer eines der Opfer), Abschneiden fußläufiger Verbindungen zu den Naherholungsgebieten etc. hat hier langjährige Tradition. Wie die Bilderzusammenstellung vom hurtigen Baustellenbetrieb mit Baggern, Radladern und Agrarunternehmer-Fahrzeugen in der zweiten Novemberwoche 2021 zeigt, ist man aktuell dabei, das letzte bislang „sanft“ erreichbare Naherholungsgebiet mit hohem Biotopwert am Leonhartsberg, nach Kaltenbronn usw. mit einer weiteren „Entlastungsstraße“ zu zerstören.
Wie die Zusammenstellung der in der Fränkischen Landeszeitung (FLZ) erschienenen Artikel und auch unsere Stellungnahmen zeigen, haben wir uns von Anfang an gegen diese anachronistische Verkehrspolitik mit allen Kollateralschäden gewandt.
Die einzige Partei, die uns dabei unterstützt hat, war BÜNDNIS 90/Die Grünen, die im Stadtrat konsequent argumentiert und gestimmt hat. Alle anderen Stadtrats-Gruppierungen waren seit etwa 15 Jahren Verfechter ananchronistischer Verkehrspolitik und Inkaufnahme absurder Umweltzerstörung. Direkte Biotopzerstörung, Biotopdurchschneidung/Abriegelung, direkte Schädigung angrenzender ökologisch wichtiger Flächen durch Ablagerung, Landschaftsnivellierung, Verlärmung und Emissionsbelastung des Einwirkbereichs, Vernichtung des Naherholungswertes sind nur einige Punkte. Und der motorisierte Individualverkehr wird weiter angeheizt anstatt reduziert. Und nebenbei verhindert Feuchtwangens politische Mehrheit seit vielen Jahren „erfolgreich“ die für die Region überfällige Reaktivierung der Bahnstrecke Dombühl – Nördlingen.
Es gibt Leute, die meinen, Bayerns Politik im Allgemeinen und Ministerpräsident Söder im Besonderen seien mittlerweile grüner geworden. Ich weiß nicht, warum das so sein soll. Die Realität bayerischer Umweltpolitik und behördlicher Genehmigungen sieht mancherorts aus wie in den 1970er Jahren. Das noch in unmittelbarer Nähe am Stadtrand stehende, vergessene CSU-Wahlplakat wirkt wie ein schlechter Kalauer.
Vor diesem Hintergrund erweist sich die Entscheidung der Burgoberbacher Bürgermehrheit, die kürzlich per Bürgerentscheid eine Umfahrungsstraße ablehnte, als besonders weitsichtig. Und überall dort, wo Umfahrungen diskutiert werden, empfiehlt sich ein Blick nach Feuchtwangen.
Wir empfehlen allen einen – unerquicklichen – Spaziergang im Trassenbereich.
Übrigens: Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist unter „B 25 OU Feuchtwangen - Projektnummer: B025-GO20-BY-T02-BY“ schon die nächste, noch viel größere und weiträumigere Zerstörung des Bereiches zwischen Kaltenbronn und Sommerau enthalten. Es ist eine unserer ersten Forderungen an die zukünftige Bundesregierung, dass alle Projekte dieses unsäglichen Umwelt-Zerstörungsplans auf den Klimaprüfstand kommen. Wir fordern die Herausnahme derart „bescheuerter“ Projekte.
V. i. S. d. P.: Helmut Altreuther