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Heide - Center Parcs

Center Parcs Bavaria“ – geplantes Ferienparadies auf Kosten der Natur

Durch Presseberichte Ende Juli wurde die Öffentlichkeit erstmals über die Planungen für eine großdimensionierte Ferienanlage im südlichen Landkreis Ansbach informiert. Die Firma „Center Parcs“ plant im Waldgebiet „Heide“ bei Dennenlohe einen Ferienpark mit 800 Ferienhäusern, einer glasüberdachten subtropischen Badelandschaft, Restaurants, Einkaufs- und Sportmöglichkeiten auf einem Areal von über 150 ha. Laut Presseberichten lief bereits seit zwei Jahren im Hintergrund die Standortsuche in Süddeutschland für dieses gigantische Vorhaben der Freizeitindustrie. Die Wahl des Standortes erfolgte wohl vor allem deshalb, weil man seitens der niederländischen Investoren nur mit wenigen Grundstückseigentümern verhandeln müsste: Der Großteil des Gebietes gehört dem Freistaat Bayern.

Aus Sicht des Bund Naturschutz ist der Standort Dennenloher Heide denkbar ungeeignet für ein Freizeitprojekt dieser Größenordnung. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz haben wir daher die wichtigsten Argumente gegen die Ansiedlung des Center Parcs zusammengestellt und in die öffentliche Diskussion eingebracht. Inzwischen hat sich auch vor Ort eine Bürgerinitiative „Rettet die Heide“ gegründet.

Was spricht gegen einen Center Parc an diesem Standort?

  • Bei der Heide handelt es sich um das größte geschlossene Waldgebiet im Landkreis Ansbach. Die ökologische Bedeutung als Lebensraum für Arten, die große ungestörte Flächen benötigen, lässt sich nicht ersetzen.
  • In der Heide liegen drei überregional bedeutsame und nach EU-Recht geschützte Moore und Feuchtgebiete. Sie sind auf einen intakten Wasserhaushalt im gesamten Einzugsgebiet angewiesen, der durch das geplante Bauvorhaben mit Sicherheit zerstört würde. 
  • Auch die Vogtsweiher, der Neuweiher und etliche Feuchtwald-Bereiche weisen einen hohen Biotopwert auf. Dieser würde durch die geplante Nutzung vollständig vernichtet.
  • Im näheren Bereich des beplanten Gebietes brütet seit zwei Jahren das bislang einzige Brutpaar des Seeadlers in Bayern. Diese erste erfolgreiche bayerische Seeadleransiedlung seit 150 Jahren darf nicht durch ein durchaus auch an anderer Stelle realisierbares Freizeitprojekt gefährdet werden!
  • Neben dem Seeadler sind in dem Gebiet eine ganze Reihe weiterer herausragender Tierarten beheimatet, die größtenteils auf der Roten Liste stehen.

Welche Auswirkungen sind durch Bau und Betrieb zu erwarten?

  • Durch die Bebauung selbst, die Erschließung, den ruhenden und sich bewegenden Verkehr und die Nutzung durch bis zu 3.500 Gäste pro Tag würde das Gebiet seinen bisherigen Charakter als ruhige Wald- und Naherholungslandschaft vollständig verlieren. 
  • Die Bebauung mit 800 Ferienhäusern, einem großen Schwimmbad, Restaurant und Sportanlagen wird das gesamte Waldgebiet auf 150 ha in eine parkartige Kunstlandschaft verwandeln, die – analog zu bestehenden Center Parcs – für Einheimische nur noch gegen Eintrittsgebühren zu betreten sein wird. 
  • Die geplante künstliche Bade- und Freizeitlandschaft hätte einen extrem hohen Wasser- und Energiebedarf und würde gravierende negative Auswirkungen sowohl auf den Grundwasser- als auch auf den Oberflächenwasserhaushalt mit sich bringen. 
  • Das Projekt würde einen großen Bedarf an Ausgleichsflächen nach dem Waldgesetz und Naturschutzgesetz zur Folge haben, der auf zunehmend knapper werdenden landwirtschaftlichen Flächen im Umland realisiert werden müsste. 
  • Ohne Bahnanschluss und öffentlichen Personennahverkehr müssen die wöchentlich erwarteten mehrere Tausend Übernachtungsgäste mit dem PKW anreisen. Das bedeutet - neben dem Zulieferverkehr und Tagesgästen - eine erhebliche zusätzliche Verkehrsbelastung für die betroffenen Bürger. 
  • Die Region Hesselberg hatte sich bisher mit Unterstützung der Bevölkerung die Förderung des sanften Tourismus’ zum Ziel gesetzt. Unverzichtbare Grundlage hierfür ist eine intakte Landschaft; diese würde unwiederbringlich verloren gehen und viele Möglichkeiten verträglicher Entwicklung des Hesselbergraumes verbauen.

Fazit:

Auch die Naturschutzverbände verschließen sich selbstverständlich nicht dem Argument, dass ein derartiges Vorhaben zahlreiche Arbeitsplätze in den ländlichen Raum bringen würde. Die wirtschaftlichen Vorteile werden jedoch mit Sicherheit weniger der Region als vielmehr den Investoren zugutekommen. Dafür muss jedoch nicht zwangsläufig eines der ökologisch hoch wertigsten Gebiete im ganzen Landkreis geopfert werden! Bei guter Planung lässt sich mit Sicherheit ein besser geeigneter und besser erschlossener Standort finden. Der Staatswald ist im übrigen Bürgerwald und keine beliebige Dispositionsmasse für Großprojekte der Freizeitindustrie. Wir fordern von der bayrischen Staatsregierung ein klares „Nein“ zum Flächenverkauf und die Suche nach einem umweltverträglicheren Standort, dann erübrigen sich in der Heide die weiteren Verfahrensschritte. Das Projekt wäre mit erheblichen, nicht ausgleichbaren Auswirkungen auf Natur und Landschaft, bisherige Erholungsnutzung, Verkehrsentwicklung und Wasserhaushalt für die gesamte Region verbunden. Daher lehnen BN und LBV gemeinsam mit zahlreichen Bürgern der umliegenden Gemeinden das Vorhaben an diesem Standort entschieden ab.

Unsere Bitte: Unterstützen Sie die Unterschriftenaktion der Bürgerinitiative „Rettet die Heide“ und senden Sie die Listen mit möglichst vielen Unterschriften bis 15. Januar an die Geschäftsstelle zurück. Die Listen sollen als Ausdruck des Bürgerwillens an politische Entscheidungsträger übergeben werden. Sie können die Liste auch von www.bn-ansbach.de herunterladen.

Sibylle Tschunko